Archiv der Kategorie: Antirepression

Warum wird man in Sudan Anarchist?

Diese Frage hat mich immer wieder verfolgt – in vielen Momenten innerhalb eines Landes, das sich durch seine ideologische, kulturelle, ethnische, stammesbezogene und politische Vielfalt auszeichnet – einem Land voller unzähliger Optionen, von denen jedoch keine frei ausgeübt werden kann. Denn von dem Moment an, in dem du geboren wirst, wird deine Identität im Sudan durch die Religion festgelegt, während deine Stammeszugehörigkeit entscheidend für deine kulturelle Prägung und sogar dein Schicksal ist.

Um im Sudan Anarchist zu werden, musst du es geschafft haben, all diese aufgezwungenen Identitäten und erstickenden Fesseln zu überwinden, die uns in den Mahlstrom des Staates treiben. Der Sudan ist ein Land, in dem Krieg, Krisen und Krankheiten niemals enden. Ein Volk, das von militärischen, religiösen und stammesbezogenen Ideologien durchdrungen ist – idealer Nährboden für die Entfachung von Konflikten.

In einem solchen Land habe ich mein eigenes Leben oft mit Erstaunen betrachtet.
Unsere Kämpfe gleichen häufig Actionfilmen – für Außenstehende mag das fremd oder unglaublich wirken –, doch das Überleben bedeutet ständiges Entkommen vor verfeindeten Fraktionen und das Ausweichen vor direktem Kugelhagel: Kugeln des Staates, der Religion, des Stammes, der Sekte und der bewaffneten Fraktionen.

Anarchist zu sein ist ein Ausdruck des tiefen Bewusstseins über das Versagen dieser Systeme.
Es ist ein Bewusstsein, das dich an die äußersten Grenzen des politischen Kampfes und der tiefen menschlichen Erfahrung treibt. Und dieser Weg führt nur zu zwei Ergebnissen: Entweder bleibst du ein wahrhaft revolutionärer Widerstandskämpfer – oder du wirst vom Strudel der Macht verschlungen.

Wie die Macht im Sudan viele Gesichter hat, so hat auch die Opposition zahlreiche Formen:
Es gibt politische Widerstandsbewegungen, Parteien, Söldnergruppen, sogenannte revolutionäre und liberale Milizen, die jedoch auf Stammesstrukturen beruhen, und kulturelle Fraktionen, die in autoritären Ideologien und Propaganda verhaftet sind. Diese ineinander verflochtenen Hierarchien sind die Wurzel der sudanesischen Krise.

In Wahrheit ist der Sudan nichts anderes als eine Ansammlung kleiner Völker, eingesperrt in einem Staat, der eine brutale Herrschaft ausübt und keinerlei Menschenrechte außerhalb seiner eigenen Interessen anerkennt. Darüber hinaus hat die Ideologie der radikalen Islamisten eine weitere Rolle dabei gespielt, Unwissenheit und Rückständigkeit im Sudan zu vertiefen.
Der Versuch, all dies als einzelner Anarchist zu bekämpfen, gleicht dem Kampf eines Wolfs unter einer Hyänenmeute: Entdecken sie auch nur eine einzige Schwäche in dir, wird das unweigerlich dein Untergang sein.

Der Weg nach vorn beginnt damit, jene zu finden, die deine Gedanken teilen, sie gemeinsam weiterzuentwickeln und ihnen Wissen und Bildung zu vermitteln. Als Anarchist spürst du, dass deine Mission – wo immer du bist und mit welchen Mitteln du auch ausgestattet bist – die Verbreitung von Freiheit ist. Der Preis dafür mag hoch sein – er könnte dich dein Leben kosten.
Doch all dies ist nur ein kleiner Beitrag auf der Waage der Befreiung, die die Menschen brauchen, um ein würdevolles menschliches Leben zu führen.

Freiheit ist der höchste Zustand des Daseins – und der Anarchismus zeigt uns, wie wir sie erreichen und praktizieren können. Freiheit ist kein bloßes poetisches Wort für Sehnsüchte – sie ist Anstrengung, ein Bekenntnis, mit sich selbst und anderen frei zu sein, und ein Kampf, um Freiheit Wirklichkeit werden zu lassen. Anarchist zu sein ist ein Geschenk, das sich weder monopolisieren noch verbergen lässt. Frei zu sein heißt, Anarchist zu sein – und Anarchist zu sein heißt, frei zu sein.

Fawaz Murtada

Was ist Anarchismus?

Höre nicht auf die Lügen des Regimes und der Medien, frage stattdessen die Anarchisten selbst!
http://blackcat.cnt-ait.info

Quelle:
https://cnt-ait.info/2025/02/09/why-anarchist-sudan/

Erschienen in:
Espoir – Al Amal, Nr. 1 / Januar-Februar 2025
(https://cnt-ait.info/wp-content/uploads/2025/02/Espoir-AL-Amal-2025-en.pdf)

Übersetzung: Marah Zabalawi
Lektorat: Patrick Pav

Mehr Infos zum Thema Sudan:
https://anarchosyndikalismus.noblogs.org/?s=sudan

Sudan: El-Fasher – Anarchist:innen unterstützen die Selbstverteidigung der Stadt

Seit ihrer Gründung haben die Rapid Support Forces (RSF), bekannt als Dschandschawid, mit Unterstützung von Omar al-Baschir und der Zentralregierung in Khartum rassistische Überlegenheitsideologien verfolgt und Völkermord an der Bevölkerung von Darfur verübt.
Die Dschandschawid haben die Stadt in ein riesiges Militärlager verwandelt, indem sie umliegende Dörfer niedergebrannt und Städte in ganz Darfur verwüstet haben. Insbesondere El-Geneina, wo einige der grausamsten ethnischen Massaker der jüngeren Geschichte stattfanden.

Bei einer ihrer brutalen Taten trieben die RSF indigene Massalit in ein Abflussbecken und begruben sie bei lebendigem Leib. Von den Tätern selbst aufgenommene Videos zeigen, wie die Opfer darum flehen, erschossen zu werden, anstatt lebendig begraben. Dieses entsetzliche Bild hat sich tief in das kollektive Bewusstsein der Bewohner:innen und Gemeinschaften von El-Fasher eingebrannt. Für sie ist klar: Sich den Dschandschawid zu ergeben bedeutet, bei lebendigem Leib vergraben zu werden. Deshalb haben sie beschlossen, sich selbst zu verteidigen.

Was die Armee betrifft, so hält sie die Stadt aus rein militärischen Interessen. Doch nach dem Rückzug aus Zalingei und Wad Madani ist sie für die Bevölkerung keine vertrauenswürdige Kraft mehr. Gleichzeitig haben die bewaffneten Widerstandsbewegungen, die sich den Dschandschawid entgegenstellen, enge ethnische Wurzeln zur Bevölkerung der Stadt. Im Kern des Problems liegt jedoch die Tatsache, dass die RSF keine direkten Kämpfe gegen militärische Fraktionen führen, sondern stattdessen wahllos die Zivilbevölkerung bombardieren und gezielt Märkte und Krankenhäuser angreifen.

Dies zeigte sich deutlich in der vollständigen Zerstörung des Flüchtlingslagers Zamzam, des größten Lagers für Menschen, die vor den Gräueltaten der Dschandschawid geflohen sind. Dessen Bewohner:innen mit von den Vereinigten Arabischen Emiraten gelieferten Artilleriewaffen beschossen wurden. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben die RSF massiv unterstützt, um das Land zu spalten.

Sie liefern Drohnen, die gezielt zivile Infrastruktur zerstören, sowie Mörsergranaten und Munition, darunter 120, 125 und 130 mm Granaten. Diese wurden eingesetzt bei den brutalen und wahllosen Bombardierungen, mit dem Ziel, die Bevölkerung gewaltsam zu vertreiben. Das Interesse der Vereinigten Arabischen Emirate speist sich aus ihrem Streben, die Kontrolle über Darfurs Reichtum an Gold, Land und Vieh zu erlangen. Im Einklang mit den Ambitionen der Dagalo-Mafia, die Region zu beherrschen.

Die Bildung einer neuen Regierung durch diese Akteure legt nun offen, dass sie gezielt den Krieg anheizen. Eine Tatsache, die Anarchist:innen seit Langem erkannt haben.
Doch trotz dieser umfassenden finanziellen und militärischen Unterstützung steht die unbeugsame Entschlossenheit der Menschen in El-Fasher und ihr Überlebenskampf als unerschütterliche Kraft. Dies ist ein grundlegender Kampf, der in allen widerhallt, die den revolutionären Geist tragen und für Freiheit kämpfen.

Fawaz Murtada

Übersetzung: Marah Zabalawi

Lektorat: Patrick Pav

Quelle:
https://cnt-ait.info/2025/04/15/el-fasher/

Erschienen in:
Espoir – Al Amal, Nr. 2 / März-April 2025
https://cnt-ait.info/2025/04/15/al-amal-2/

Mehr Infos zum Thema Sudan:
https://anarchosyndikalismus.noblogs.org/?s=sudan

USA: Kampf dem MAGA-Angriff

Folgender Text der East Bay Syndicalists Group erschien Anfang April 2025 in Workers Solidarity:

Seit Trump ins Amt eingeführt wurde und den Milliardär-Oligarchen Elon Musk mit seinem Hacker-Team dazugeholt hat, um viele Programme und Behörden der US-Bundesregierung zu zerschlagen, sind Trump und sein Team wie ein Schnellfeuer vorgerückt, um die Opposition zu verwirren mit einem andauernden Strom von empörenden Aussagen, rechtswidrigen Durchführungsverordnungen, Kündigung tausender Bundesangestellter und Mittelkürzung für Dienstleistungen.

Protest gegen das Trump-Regime in Washington am Presidents‘ Day 2025

Das Regime verfolgt eine Strategie der „Gebietsüberflutung“ (flood the zone), um Medien und Opposition mit „Furcht und Schrecken“ (shock-and-awe) abzulenken, zu verwirren und zu überwältigen. Die Taktik von Drohung und Einschüchterung zielt auf eine Lähmung durch Angst ab. Daher ist es um so wichtiger zu betonen, dass Organisierung und gemeinsame Aktionen uns die Kraft geben zurückzuschlagen.

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Sudan: Dieses Blut reicht ihnen nicht

In der Erstausgabe des zweisprachigen Mitteilungsblattes „Espoir“ (herausgegeben von der Anarchistischen Versammlung Sudan, der CNT-IAA Frankreich und ihren Freund*innen) erschien im Januar 2025 folgender Text:

Nach fast zwei Jahres des Krieges wird die Wahrheit und die Ziele dieses Krieges zunehmend deutlicher sichtbar: Das Ziel ist einfach, die Revolution zu zerschlagen. In einer Rede bezeichnete [Staatspräsident] Bashir jüngst die Revolutionär*innen als Pöbel, was die typische Ausdruckweise von Islamist*innen ist, wenn sie die jungen Revolutionär*innen beschreiben.

Außerdem warf er ihnen vor, sie wollten mit Gewalt und Blutvergießen zurückkehren. Dabei bezog er sich auf den Beginn der Vergeltungsmaßnahmen, mit denen die Anführer der islamistischen Terrorbewegung seit Kriegsbeginn gedroht hatte.

Sie sehen die Janjaweed [„Rapid Support Forces“] nicht als ihren Feind; tatsächlich haben sie sich erfolgreich selbst vorgemacht, dass dieser Krieg bereits zu ihren Gunsten ausgegangen ist. Doch wie können sie einen Sieg für sich beanspruchen, wenn die sudanesische Bevölkerung tot, verwundet, vertrieben oder vermisst ist?

Ich frage mich, wie diese Personen überhaupt Menschen wie wir sein können? Es sind die selben Leute, welche von Anfang an die Bevölkerung ermordet und gespalten haben, die Rohstoffe der Nation verkauft und sie kaltblütig umgebracht haben.

Ich kenne nicht das Ausmaß der Zerstörung, das sie erreichen möchten, aber mir ist heute bewusst, dass wir aufstehen müssen, wenn neue Unterdrückungskamapgnen beginnen. Wir müssen unsere Verpflichtung gegenüber unseren Gefallenen erneuern und ihnen bis zum letzten Atemzug Widerstand leisten.

#TheRevolutionLivesOn

Quelle:

https://cnt-ait.info/2025/02/09/sudan-blood/
https://cnt-ait.info/wp-content/uploads/2025/02/Espoir-AL-Amal-2025-en.pdf

Übersetzung: Anarcho-Syndikalistisches Netzwerk – ASN Köln
(CC: BY-NC, asnkoeln.wordpress.com)

Hintergrundinfos:

Barbarei im Sudan: Ein verzweifelter Hilferuf von sudanenischen Anarchist*innen! (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/05/14/barbarei-im-sudan-ein-verzweifelter-hilferuf-von-sudanenischen-anarchistnnen/

Sudan: Widerstand gegen Militärputsch (2022)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/01/14/sudan-widerstand-gegen-militaerputsch/

USA: Die ersten Tage von Trumps Angriff

Die Workers’ Solidarity Alliance (WSA-IAA) in den Metropolregionen Philadelphia und Chicago (USA) hat am 25.02.2025 folgenden Bericht veröffentlicht:

Von den vielen Berichten und Gesprächen auf unserem Kongress im November zum 40-jährigen Bestehen sind zwei besonders hervorzuheben: Eine neuerliche Begeisterung für einen Journalismus der Arbeiter*klasse, und wie unsere WSA-Lokalstrukturen versuchen sich in ihrer Arbeit an unseren Arbeitsplätzen und den Kolleg*innen zu orientieren.

Was hat das in diesen ersten Tagen des Angriffs von Trump/Musk zu bedeuten? Wir können nicht für alle WSA-Mitglieder sprechen, aber viele von uns haben sich niedergeschlagen und schockiert gefühlt in dem Bewusstsein, dass unsere Familien direkt angreifbar sind.

Im Gegensatz zu [dem ersten Amtsantritt] 2016, als der Widerstand gegen Trump die Menschen sofort aufgerüttelt hatte, gab es nun einen kulturellen Richtungswechsel. Doch wir fühlen uns als ein Teil dieser Periode des „Jetzt-wieder-auf-die-Beine-Kommens“.

Wir können für einige unserer Strukturen sagen, dass die ersten Monate sich angefühlt haben, wie eine Sturmwarnung. Wir schauen immerzu aus dem Fenster und sehen, wie nah die Gefahr ist. Während dieser Angriff von Trump/Musk vonstatten geht, gab eine deutliche Auszeit bei unseren öffentlichen Projekten auf nationaler Ebene. Aber indem wir dies schreiben, nehmen wir unsere Arbeit wieder auf!

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IAA: 3. Asien-Pazifik-Treffen

Seit ihrer Gründung als regionale Organisationsstruktur „Asien-Pazifik“ in der indonesischen Hauptstadt Jakarta (2022) haben sich die Basisgewerkschafter*innen der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation nun im Dezember 2024 erneut versammelt.

Bei dem dritten Regionaltreffen in Kuala Lumpur (Malaysia) versammelten sich Anarchosyndikalist*innen aus verschiedenen Staaten und diskutierten über die Lebens- und Arbeitsbedingungen einigen der größten Ökonomien der Welt. Das Gebiet reicht von Pakistan im Westen bis Japan im Osten und von Korea im Norden bis Australien im Süden.

Seit Jahren ist es der Internationale gelungen die Anzahl der Mitglieder in Asien zu erhöhen und die IAA konnte dabei zahlreiche wichtige Kontakte knüpfen. Die erste Versammlung dieser Art fand 2022 in Jakarta statt und beim zweiten Treffen 2023 in Jakarta nahmen Genoss*innen aus Australien, China, Indien, Indonesien, Japan, Korea, Myanmar, Pakistan und Thailand teil. Solche Treffen sind enorm wichtig, um die Zusammenarbeit und den Austausch von Basisgewerkschafter*innen in dieser Region weiter fördern, sowie wie den Anarchosyndikalismus in Asien und im Pazifik bekannter zu machen.

Dabei müssen die IAA-Mitglieder sich nicht nur auf Bedrohungen durch religiösen Extremismus oder marxistisch-leninistische Parteien wehren, sondern auch gegen Anfeindungen durch die reformistische ICL/CIT. Daher veröffentlichten die anwesenden Delegierten am 29.12.2024 folgende Erklärung:

„Die 3. Asien-Pazifik-Versammlung der IAA erklärt ihre Solidarität mit der CNT-IAA Spanien. Wir lehnen es ab, dass die CNT-CIT juristische Schritte eingeleitet hat und versucht die anarchosyndikalistische Organisation CNT-IAA einzuschüchtern. Wie drücken ebenfalls unsere Sorge über die Aktivitäten der CIT in Südostasien aus, da diese autoritäre Gewerkschaften fördert, die in staatlichen Einrichtungen mitarbeiten und die Regierung unterstützen.“

Das Asien-Pazifik-Untersekretariat der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA) wird derzeit gemeinsam von der ASF-IAA (Australien) und der PPAS-IAA (Indonesien) organisiert.

Kontakt:
asiapacificiwasec@protonmail.com
https://bsky.app/profile/asiapacificiwa.bsky.social

3. Asien-Pazifik-Versammlung der IAA in Malaysia (Dezember 2024)

Hintergrundinfos:

IAA: Asien-Pazifik-Regionaltreffen in Malaysia geplant (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/09/10/iaa-asien-pazifik-regionaltreffen-in-malaysia-geplant/

Asien-Pazifik-Trefffen der IAA (2022)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2022/11/29/1194/


Vorstellung der IAA in Asien (2014)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2014/08/14/vorstellung-der-iaa-in-asien/

Internationale Solidarität mit der spanischen CNT-IAA

Ein Beitrag in dem Magazin „Black Star“, das von irischen Anarchosyndikalist*innen der Organise!-IAA herausgegeben wird, berichtet im Oktober 2024 über eine Solidaritätserklärung der italienischen USI-CIT mit der spanischen Sektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (IAA):

Angriff auf die CNT-AIT geht weiter

Mehrere Mitgliedsgruppen der USI-CIT (Mitglied in der Internationalen Konföderation der Arbeit in Italien) haben eine Solidaritätserklärung mit unseren Genoss*innen der CNT-IAA herausgegeben. Und sich gegen das Gerichtsverfahren ausgesprochen, mit dem diese von der spanischen CNT-CIT angeklagt wurden, also einer Sektion jener Internationale, welcher die USI-CIT angehört (siehe vorherige Ausgaben für mehr Informationen der Angriffe auf die CNT-IAA).

Diese Solidaritätsbekundung hatte für die Gewerkschaftsgruppen der USI durchaus schwere Auswirkungen. Das „nationale Sekretariat“ der USI reagierte in einer zentralistischen Weise, dass die CNT-CIT „die einzig legitime CNT“ sei und verwarf damit die Erklärung ihrer eigenen Mitgliedsgruppen. Es ging sogar soweit, fälschlicherweise zu behaupten, dass einige der Unterzeichnenden garkeine Mitglieder der USI seien.

Auch wurden einige Gewerkschaftsgruppen angegriffen, vor allem die USI-CIT Ancona. Diese unterhält das USI-Archiv und wird nun vom nationalen Sekretariat mit Ausschluss bedroht. Während es bei diesen Lügen und Angriffen darum geht, die Solidaritätsbekundungen von USI-Mitgliedern für die CNT-IAA herunterzuspielen, haben diese Gewerkschaftsgruppen eine prinzipientreue Stellung gegen die gewerkschaftsfeindliche Politik der spanischen CNT-CIT bezogen.

Dieses Union Busting wird jedoch von anderen Mitgliedern der weltweiten Internationalen Konföderation der Arbeit [CIT] schändlicherweise unterstützt oder ignoriert.

Quelle:
https://organiseanarchistsireland.com/wp-content/uploads/2024/10/BlackStar43.pdf

Übersetzung: ASN Köln (CC: BY-NC, https://asnkoeln.wordpress.com)

Weitere Infos zu den Angriffen auf die CNT-IAA Spanien:

IAA: Zu den Prozessen gegen die spanische CNT-AIT (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/09/17/iaa-zu-den-prozessen-gegen-die-spanische-cnt-ait/

IAA: Update zum Gerichtsverfahren gegen die CNT-AIT Spanien (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/09/24/iaa-update-zum-gerichtsverfahren-gegen-die-cnt-ait-spanien/

Wir sind die IAA (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/07/28/wir-sind-die-iaa/

Solidarität mit der spanischen CNT-IAA (2023)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2023/04/20/solidaritaet-mit-der-spanischen-cnt-iaa/

Die IAA und ihre Sektionen verteidigen (2021)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2021/03/14/die-iaa-und-ihre-sektionen-verteidigen/

CNT-IAA: Trotz Wind und Wetter (2021)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2021/03/14/cnt-iaa-trotz-wind-und-wetter/

Pakistan: Lasst die Gefangenen frei!

Die Internationale Arbeiter*innen-Föderation (IAA) hat erfahren, dass die Genoss*innen William, Sindhu, Zahra, Nasri und Jami (mit ihrer Tochter) von der Workers‘ Solidarity Federation in Pakistan festgenommen wurden. Sie befanden sich unter den zahlreichen Protestierenden, die am 13. Oktober während der Polizeigewalt gegen einen Protest in Katatschi inhaftiert wurden. Wir fordern deren sofotige Freilassung!

Die Demonstration fand statt anlässlich der Ermordung von Dr. Shah Nawaz [Kunbhar], dem wegen seiner Social-Media-Beiträge „Gotteslästerung“ vorgeworden wurde. Letzten Monat wurde Shahnawaz von der Polizei erschossen. Nach einer Untersuchung des Mordes erklärte der Innenminister Sindh, dass die Polizei „die Begegnung inszeniert hat“, welche zu der Erschießung führte.

Die Regierung [der Islamischen Republik] hatte versucht, den Protest am 13.10. zu verbieten. Dieser richtete sich zudem gegen religiösen Extremismus und daran nahmen auch Gewerkschaften, Menschenrechtsaktivist*innen und Feminist*innen teil. Die Polizei griff die Protestierenden vor dem Presseclub von Karatschi und an anderen Stellen an.

Der Präsident des Presseclubs von Karatschi vertrat die Meinung, dass der Versuch eines Protestverbots dort keine Gültigkeit habe, da es sich bei dem Gelände um einen Veranstaltungsort mit garantierter Redefreiheit handele („Hyde Park“ venue) handelt, wo Proteste nicht verboten werden können. Die Polizeiaufsicht hat anscheinend bestätigt, dass dort kein Protestverbot ausgesprochen werden dürfe.

Mittlerweile befinden sich in der Hauptstadt ausländische Delegeationen anlässlich des Gipfeltreffens der „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit„. Die Polizeibrutalität könnte ein Versuch gewesen sein, unerwünschte Proteste während des Gipfels gewaltsam zu verhindern.

Die IAA verurteilt das Vorgehen von Regierung, Polizei und religiösen Extremist*innen im Zuge dieser Ereignisse. Wir fodern die sofortige Freilassung der Gefangenen und ein Ende der Polizeirepression, sowie der Verletzung der Menschenrechte!

Sekretariat der IAA

Quellle: https://iwa-ait.org/content/release-prisoners

Übersetzung: ASN Köln, asnkoeln.wordpress.com (CC: BY-NC)

Mehr Infos aus Pakistan:
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/?s=pakistan

IAA: Update zum Gerichtsverfahren gegen die CNT-AIT Spanien


Da die spanische Mitgliedsgewerkschaft der Internationalen Arbeitskonföderation (ICL-CIT) 17 weitere Prozesse gegen die CNT-AIT eröffnet hat, hier ein paar Infos zu dem Gerichtsverfahren, das am 19.09.2024 gegen die IAA-Sektion in Spanien stattfand (während wir noch auf den offiziellen Bericht warten):

Am 18. September, dem Tag vor dem Verfahren, haben die Anwält*innen der spanischen Mitgliedsgewerkschaft der ICL (die CNT-CIT) zusätzliche 17 Klagen gegen die Gewerkschaften der CNT-AIT in Spanien eingereicht, was zusammen 35 Gerichtsverfahren macht. Diese Fälle sollen am 30. Oktober verhandelt werden, doch ein erstes Urteil wird vorher gefällt werden, weshalb es sehr wahrscheinlich ist, dass diese Entscheidung sich auf die Klagen am 30. Oktober auswirken wird.

Wie immer, fragen wir uns, ob die Mitglieder der CNT-CIT überhaupt eine Entscheidung getroffen haben, die Gerichtsverfahren auszuweiten. Die Einzigen von dieser Organisation, die zur Verhandlung erschienen sind, waren die Anwält*innen und das Generalsekretariat der Organisation. Daher sind es offensichtlich sie, die über die Lage informiert sind. In jedem Fall macht es nur einen kleinen Unterschied aus, ob die Mitglieder dem zugestimmt haben oder nicht: Falls sie es nicht getan haben, so ist das ein Beweis dafür, dass sie nicht nach anarchosyndikalistischen Prinzipien vorgehen. Falls doch, so zeugt das davon, dass sie jeden Sinn für Klassensolidarität verloren haben und nur für das Urheberrecht („copyright“) und für die Unterdrückung anderer Gewerkschafter*innen kämpfen.

Sogar das Büro der Staatsanwaltschaft hat beschlossen, dass die Klagen schwer übertrieben sind, und hat verfügt, dass die Schadensersatzforderungen von 50.000 Euro auf 5.000 Euro geändert werden. Doch das ist noch kein Sieg, denn es ist immernoch eine Frechheit, von einer Organisation zu verlangen, dass sie nur für das Beibehalten ihrer historischen Tradition Schadensersatz zahlen sollen.

Von dem Gerichtsverfahren gibt es sonst keine weiteren Neuigkeiten und die Situation ist weiterhin ungewiss bis zu einer richterlichen Entscheidung. Wie immer lehnen wir diese Prozesse ebenso ab, wie die Organisation, welche diesen Skandal begonnen hat, um der CNT-AIT aus Rache Schaden zuzufügen. Denn jene ist für uns in der IAA die rechtmäßige Weiterführung der CNT-IAA in Spanien. Im Gegensatz zu den „Erneuerten“ („renovados“), die ihre Organisation in eine autoritäres und legalistisches Zerrbild unserer Ideale verwandelt haben, wobei sie den Staat benutzen, um unsere Genoss*innen zu unterdrücken.

Wie immer, senden wir unsere Solidariät aus allen Teilen der Welt und erwarten weitere Nachrichten.

Wir erwarten jedoch niemals Gerechtigkeit vom Staat, denn was auch immer geschieht: Nichts kann unsere Entschlossenheit brechen, den Kampf in der wahren Tradition des Anarchosyndikalismus weiterzuführen – trotz aller Bemühungen des Standes ihrer Lakaien, uns aufzuhalten!

Generalsekretariat der IAA
(Internationale Arbeiter*innen-Assoziation, https://www.iwa-ait.org)

Quelle:
https://iwa-ait.org/content/update-court-case-cnt-ait-spain


Übersetzung: ASN Köln (CC: BY-NC)

Mehr Infos:
IAA: Zu den Prozessen gegen die spanische CNT-AIT (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/09/17/iaa-zu-den-prozessen-gegen-die-spanische-cnt-ait/

IAA: Zu den Prozessen gegen die spanische CNT-AIT

Das „Presse- und Propagandasekretariat der CNT-AIT“ hat
am 12.09.2024 eine Erklärung zu den Prozessen vor einem nationalen Gericht gegen die anarchosyndikalistische Basisgewerkschaft erklärt. Die spanische Sektion der Internationalen Arbeiter*innen-Assoziation (iwa-ait.org) wird u.a. wegen der Verwendung ihres Namens „CNT-AIT“ angeklagt:

Am kommenden Donnerstag, dem 19. September, beginnen die Prozesse gegen 16 Gewerkschaften der CNT-AIT (IAA/IWA) als Folge der Forderungen der CNT-CIT (ILC), einer Gewerkschaft, mit der wir bis vor weniger als 10 Jahren eine gemeinsame Organisation bildeten. Wir werden nicht auf die Gründe für diese Situation eingehen, was wir bereits vor 3 Jahren in einem Text mit dem Titel „Against all odds – Contra viento y marea“ getan haben. Heute wollen wir über den Inhalt und die Bedeutung der Klagen informieren und auf einige Fragen hinweisen.

Die Klagen zielen darauf ab, uns (vom Staat) zu zwingen, „den Namen Nationale Konföderation der Arbeit, die Initialen CNT, ihre Erkennungszeichen [Fahnen und Logos] … und ihr Emblem [Herkules kämpft gegen den Löwen von Nemea]“ nicht mehr zu verwenden, mit dem Argument, dass „es sich um nationale Marken handelt“ (beim spanischen Patent- und Markenamt), die im Namen der CNT-CIT eingetragen sind. Sie beschuldigen uns, eine Identität zu verdrängen, die ihnen gehört, und versuchen, ihre potenziellen Mitglieder zu verwirren, indem sie ihr historisches Prestige ausnutzen. Sicher ist nur, dass von den beiden Parteien die CNT-AIT die einzige ist, die immer deutlich gemacht hat, wer sie ist und welcher Internationale sie angehört (der 1922 gegründeten Internationalen Arbeiterassoziation). Bei der CNT-CIT hingegen könnte man fast sagen, dass sie dies absichtlich als Marketingstrategie versteckt. Wer stiftet die Verwirrung? Die Antwort liegt für uns auf der Hand.

Ein weiterer Punkt, der unserer Meinung nach in den Prozessen eine Rolle spielt, ist ihre Absicht, uns gerichtlich daran zu hindern, die Geschehnisse, ihr unerträgliches Verhalten, ihre politischen Manöver und ihre korrupten Praktiken öffentlich zu machen. Sie beabsichtigen, uns zum Schweigen zu bringen, indem sie sich des nationalen Gerichts bedienen, um mit der Kraft des Staates das zu erreichen, was sie aufgrund ihrer fehlenden moralischen Legitimität nicht erreichen konnten.
Als ob dies nicht schon beschämend genug wäre, fordern sie von jeder beklagten Gewerkschaft 50.000 Euro (insgesamt 800.000 Euro) für den angeblich entstandenen „moralischen Schaden“, um uns finanziell zu erdrücken.

Es ist klar, dass diese Klage nicht nur darauf abzielt, uns unseren Namen und unsere Identität zu nehmen, sondern uns auch das zu verweigern, was wir in mehr als einem Jahrhundert aufgebaut haben, und uns unter unverschämten Entschädigungszahlungen zu begraben. Das Argument des angeblichen „moralischen Schadens“ ist völlig lächerlich, eine strafende und unehrliche Strategie, um zu erreichen, was sie seit Jahren anstreben. Unser Verschwinden.

Noch einmal und abschließend rufen wir die gesamte Mitgliedschaft der CIT-ILC, die sich für die Aktionen ihrer Komitees schämt, auf, dem ein Ende zu setzen, und die anarchistische Bewegung im Allgemeinen, aus der Passivität herauszukommen und die Äquidistanz aufzugeben.

Salud und soziale Revolution.

Presse- und Propagandasekretariat der CNT-AIT (IAA/IWA)

Quelle:
https://www.cntait.org/a-proposito-de-los-juicios-en-la-audiencia-nacional-contra-la-cnt-ait/

Mehr Infos:
„Wir sind die IAA“ (2024)
https://anarchosyndikalismus.blackblogs.org/2024/07/28/wir-sind-die-iaa/